Kunstrundgang in der Karlsruher U-Bahn

Der Winter ist bekanntlich eine saure-Gurken-Zeit für uns Jaguarfreunde, weil sich unsere Katzen den hiesigen Klimaverhältnissen angepasst haben und mehrheitlich in einen Winterschlaf fallen. Da hatte Bernd eine tolle Idee um diese Zeit mit einem besonderen Event zu überbrücken. Er lud uns zum Treffen in seine „Jaguar-Kirche“ ein, um uns dann in den Untergrund von Karlsruhe zu entführen und den dort ausgestellten Genesis-Zyklus von Markus Lüpertz zu besichtigen und fachkundig erläutert zu bekommen. Das fand so großen Anklang, dass die Interessierten auf zwei Gruppen am 8. und 9. Februar aufgeteilt wurden.

So fanden Daniela und ich uns am Sonntagvormittag in der „Jaguar-Kirche“ von Bernd ein, wurden herzlich begrüßt und mit Kaffee und Kuchen versorgt. Die Geschichte dieses ehemaligen Gotteshauses ist ein trauriges Beispiel vollkommen absurder Regelungen. Aber diesen ist zu „verdanken“, dass daraus kein Mehrfamilienhaus wurde, sondern eine überaus individuelle und schöne Heimat für einige Jaguar-Oldtimer sowie viele andere Preziosen rund um diese Marke. Die Anwesenden erkundeten alles begeistert und mit vielen Benzingesprächen verging die Zeit bis zum Aufbruch nach Karlsruhe.


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Dort trafen wir uns am Durlacher Tor mit Frau Prof. Dr. Chris Gerbing, die mit uns in die kleine U-Bahn-Welt von Karlsruhe mit ihren gerade mal 7 Stationen eintauchte und uns die Kunstwerke samt ihrer besonderen Geschichte näherbrachte. Man merkte schnell, dass Frau Dr. Gerbing intensiven Kontakt mit dem Künstler Markus Lüpertz hatte und deshalb viele interessante Informationen zu den Kunstwerken, aber auch zu deren Entstehungsgeschichte und zu Markus Lüpertz selbst parat hatte. Mir persönlich gefiel die Aussage von Lüpertz, dass man selbst schauen müsse um zu sehen. Er selbst wollte nicht allzu viele Interpretationen vorgeben und hat so manchem der 14 mit 4x2 Metern wirklich großformatigen Keramik-Reliefs einen bewusst „unpassenden“ Titel gegeben.


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Wir fuhren zu allen 7 Stationen und beschauten und besprachen die jeweils zwei dort an den Bahnsteigen angebrachten großformatigen Keramik-Reliefs welche zusammen den „Genesis-Zyklus“ bilden. Karlsruhe hat damit das Alleinstellungsmerkmal bekommen, dass die U-Bahn in ein Gesamtkunstwerk eingebunden ist. Oder umgekehrt?

Interessanterweise hat die Stadt hierzu selbst nicht viel beigetragen. Das Budget für die Kunst am Bau war schon für eine in allen 7 Stationen gleiche und auf Dauer eher langweilige Lichtinstallation ausgegeben worden. Das Werk von Lüpertz ist eine Leihgabe und wurde durch Spenden ermöglicht. Die Hoffnung vieler ist, dass es dort dauerhaft hängen bleibt, allein schon, weil der Abbau mit mehreren Mio. € veranschlagt wird, welche die Stadt aufbringen müsste.


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Das Werk zu besprechen würde den Rahmen dieses Berichts völlig sprengen. Wer sich dafür interessiert kann in dem Buch „Lüpertz – GENESIS – das Projekt“ von Frau Dr. Gerbing nachlesen. Unter https://GENESIS-Lüpertz.de findet sich eine ausführliche Besprechung zu Kunstwerk und Künstler einschließlich Abbildungen der 14 Reliefs.

Unsere Aufnahmefähigkeit wurde durch die vielen und intensiven Eindrücke und Erklärungen ausgiebig getestet. Die Hinweise von Frau Dr. Gerbing halfen uns, Verweise und Parallelen zur christlichen, aber noch mehr zur griechischen Mythologie und zu Dantes Gedankenwelt als bildliche Darstellung zu finden und ein Stück weit zu verstehen. Auch 2 Stunden vor einem einzigen Keramik-Relief hätten dieses noch lange nicht erschöpfend behandeln können.


Am Ende der Führung waren wir so angefüllt mit Eindrücken und Informationen, dass kein gemeinsamer Abschluss mehr gewünscht war und jeder auf seine Weise dieses wunderbare Event beschloss. 


Ganz herzlichen Dank, Regina und Bernd!


Text: Joachim Brosi, Bilder: Agneta Baumer, Redaktion: Joachim Brosi